Woran liegt es, dass mittelständische Unternehmen häufig noch nicht auf LinkedIn aktiv sind?

Soziale Netzwerke wie LinkedIn gibt es seit 20 Jahren…. natürlich muß nicht jeder seit 2003 dabei sein, aber Gelegenheiten gab es sicherlich sehr viele, sich nicht nur als Führungskraft sondern sagen wir mal so, als Mitarbeitende in Buchhaltung, am Empfang, im Marketing, Vertrieb oder in der Personalabteilung mit dem Thema zu beschäftigen. Von Führungskräften, da diese häufiger auf Dienstreisen, auf Messen und Kongressen zum Netzwerken gehen, hat man da schon ein gewisse Erwartungshaltung, sie auf LinkedIn zu treffen.

Verwunderlich ist es auch heute im Juli 2023, dass die Chefetagen mittelständischer Unternehmen zwar inzwischen häufiger ein Profil haben, aber wirkliche Aktivität sieht man sehr selten. Ich beziehe mich dabei auch auf den interessanten Artikel auf LinkedIn zu „Keine Social CEOs im Mittelstand?“ von Marina Zayats (Co-Founderin Schaffensgeist). Bei ihrer Analyse der Aktivitäten mittelständischer CEOs kam u.a. heraus, dass viele der Vorstände zwar Profile haben, diese aber eher schlecht gepflegt sind und noch nicht wirklich strategisch genutzt werden.

Die Liste der Ausreden aus meinem Netzwerk ist lang, zu den Klassiker-Ausreden gehören:

1) Ich arbeite und kann als CEO nicht den ganzen Tag auf LinkedIn rumhängen.

2) Keiner will, dass ich auch noch meinen Senf zu den alltäglichen Themen hinzufüge. Wir müssen uns um die wirklichen Themen/ Probleme kümmern.

3) Ich mag diese Selfie-Mode auf LinkedIn nicht. Das ist nicht mein Stil. Deshalb lasse ich lieber sein.

4) Ich kann nicht gut schreiben. Wir haben keine Leute, die mich unterstützen könnten.

5) Ich habe keine Ideen, was ich posten könnte.

Das sind die Gründe, die mir häufiger in meinen Trainings von Teilnehmenden kommuniziert werden.

Ergänzend zu meinen eigenen Erfahrungen habe ich mir den Spaß gemacht und ChatGPT gefragt, welche Gründe es sind, dass sich mittelständische Unternehmen nicht in Social Media engagieren. Folgende Punkte wurden mir genannt:

  1. Ressourcenknappheit: Viele mittelständische Unternehmen kämpfen mit dem Fachkräftemangel und können es sich nicht leisten, Zeit und Geld in Social-Media-Management und -Marketing zu investieren.
  2. Mangelnde Expertise: Viele mittelständische Unternehmen haben keine ausreichende Expertise im Bereich Social-Media-Management oder keine Mitarbeiter, die über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um effektiv in den sozialen Medien zu agieren. Häufig wird auf veraltete Methoden gesetzt und Social Media verteufelt.
  3. Bedenken hinsichtlich Datenschutz und -sicherheit: Viele Unternehmen sind besorgt über Datenschutz- und Sicherheitsbedenken in den sozialen Medien. Sie befürchten, dass sensible Daten oder Informationen versehentlich oder absichtlich preisgegeben werden könnten.
  4. Annahme der fehlenden Relevanz für ihr Geschäft: Manche mittelständische Unternehmen sind nicht davon überzeugt, ihre Kunden in den sozialen Medien zu finden.

Meine Beobachtung ist, dass noch immer einige Unternehmen zu wenig Vertrauen in ihre Mitarbeitenden setzen. Ist die Führungsetage zu wenig in den sozialen Medien aktiv, hat das auch Auswirkungen auf die Mitarbeitenden. Aus Unwissenheit und Zeitmangel werden die modernen, attraktiven Methoden verteufelt. Das Thema Datenschutz wird gerne vorgeschoben und bremst engagierte Mitarbeitende aus, was sehr schade und nur von Nachteil ist.

Manche CEOs sehen zwar die Bedeutung der Social-Media-Aktivitäten, vor allem auf LinkedIn, möchten aber selber nicht aktiv werden. In dem Fall werden die PR-Mitarbeitenden auf Weiterbildung geschickt und gefordert, dass die Unternehmensseite regelmäßig gefüttert werden soll. Eine sehr gute Idee, nur kommt der Erfolg schneller und authentischer rüber, wenn Mitarbeitende und die Führungskräfte ebenfalls aktiv werden. Hinzu kommt, dass viele Mitarbeitende sich noch immer wehren, sich auf Fotos in den sozialen Medien zu zeigen, was es den Kommunikationsbeauftragten nicht leicht macht, ihre Social-Media-Ziele zu verfolgen.

Warum wäre ein aktives Engagement auf LinkedIn so wichtig?

Personal Branding ist für Führungskräfte heute äußerst wichtig. Wenn man auf ein großes und aktives Netzwerk zurückgreifen kann, kann dies so viel Power haben – fast unvorstellbar für Personen, die bisher keine Berührungen mit sozialen Medien hatten. Durch die Vernetzung mit anderen Führungskräften, Branchenexperten und Influencern können CEOs ihre Reichweite erhöhen, von den Erfahrungen anderer lernen und möglicherweise neue Geschäftsmöglichkeiten entdecken. Des Weiteren bietet LinkedIn CEOs eine Plattform, um ihre Meinungen, Ideen und Fachkenntnisse zu teilen: In Beiträgen, mit Videos, in Text- und Bildform. Durch das regelmäßige Teilen von relevanten Inhalten, wie Artikel, Beiträge und Kommentare, können CEOs sich als Meinungsführer positionieren und ihre Expertise in ihrem jeweiligen Fachgebiet demonstrieren.

Hinzu kommt aus meiner Sicht, dass die „digitale Fitness“ heute und in Zukunft erst recht, eine Kompetenz ist, um mit den Anforderungen moderner Unternehmen klarzukommen. Mitarbeitende sollten sich dessen bewusst sein, dass Social-Media-Kenntnisse nicht nur ein Social-Media-Manager oder PR-Fachkraft mitbringen sollte. Während einige innovative kleinere Unternehmen als auch Konzerne bereits auf Corporate Influencer setzen, diesen ihr Vertrauen geben, sind manche Unternehmen noch immer nicht von den Vorteilen der aktiven Nutzung von Business-Netzwerken bzw. Social Media überzeugt.

Nicht umsonst regen sich viele auf, dass wir im Hinblick auf die Digitalisierung in Deutschland zu den Nachzüglern gehören. Dabei ist es umso wichtiger, die Potenziale zu erkennen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, nicht abgehangen zu werden. Wer heute keine zukunftsträchtigen Akquisemethoden nutzt, muß schauen, nicht komplett abgehängt zu werden. Aktuelle Geschäftspartner:innen und Kund:innen gehen bald in Rente, die zukünftigen Kunden nutzen Social Media mit einer Selbstverständlichkeit, wie wir uns morgens die Zähne putzen. Daher, ran an die Tasten, keine Scheu vor neuen Medien, die es seit 20 Jahren gibt. Und Fehler sind ok. Nur aus Fehlern können wir lernen und es beim nächsten Mal besser machen.

Selbst selbständige Unternehmer:innen aus meinem Umfeld setzen mit Mitte 50 bei der Akquise und ihren Social-Media-Aktivitäten auf künstliche Intelligenz, die ihnen hilft, Prozesse zu automatisieren und eine höhere Effizienz zu erreichen.

Mein Rat, um aus diesem Dilemma rauszukommen: Unternehmer sollten die Komfortzone verlassen, sich in puncto Social Media weiterbilden, auf den Austausch mit den jüngeren Mitarbeitern setzen und ihnen Vertrauen schenken. Nur so können Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.

Foto: Pixabay: architecture-ga7a91f36a_1920.jpg

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