So geht Social Selling nicht

Häufig sehe und höre ich hier auf LinkedIn und in anderen sozialen Netzwerken den Begriff „Social Selling“. Ich gebe zu, ich mag ihn nicht besonders gerne. Warum? Mit der klassischen Akquise tue ich mich etwas schwer, der Verkauf ist nicht mein Ding. Glücklicherweise habe ich meinen Weg dank Social Media und meines Blogs gefunden, so dass ich eine gewisse Sichtbarkeit erlangen konnte, ohne das Gefühl zu haben, „mich verkaufen“ zu müssen. Weil über meine Aktivitäten im Netz eine persönliche Beziehung aufgebaut worden ist, kann man dennoch von Social Selling sprechen.

Ich setze auf Selbstmarketing in Form von Tipps, Anleitungen und Erfahrungsberichten. Man trifft mich hier im Netz mit LinkedIn-Themen, mit Info-Webinaren und in München auf der einen oder anderen Netzwerkveranstaltung oder Messen, wo ich auch bereits Vorträge gehalten habe.

Wie Sie sicher jetzt rausgelesen haben, von Kalt-Akquise und anbiedernden Nachrichten auf Facebook, LinkedIn und XING, wo ich meine Dienstleistungen anbieten kann, halte ich nicht viel. Wenn ich solche Nachrichten von anderen Unternehmern erhalte, hat das eher negative Folgen, wovor ich Sie heute warnen möchte. Vor wenigen Wochen ist mir Folgendes auf LinkedIn passiert:

Die Geburtstagsgratulation

Sie kennen doch sicherlich die Mitteilungen auf LinkedIn oder XING, mit dem Hinweis, dass eine Person Geburtstag hat.

Als ich kürzlich Geburtstag hatte, erreichte mich u.a. ein Gruß einer mit mir vernetzen Person. Ja, hin- und wieder bestätige ich Anfragen von „Kollegen“ von anderen Social-Media-Beratern, auch wenn ich sie persönlich noch nicht getroffen habe. Bisher habe ich das nicht bereut. Der Gruß enthielt eine sehr nette, vertraute Geburtstagsgratulation sowie ein Geschenk: Ich durfte mir einen LinkedIn Minikurs oder einen Online Business Kurs aussuchen. Nun stellt sich mir die Frage? Ist das die Form von Geschenk und Aufmerksamkeit, wie ich sie an meinem Geburtstag haben möchte? Hinzu kommt, dass ich selber LinkedIn-Beratung anbiete und daher persönlich gar keinen Bedarf an dem Thema habe. Die Person kennt mich nicht wirklich, sie hat offensichtlich auch mein Profil nicht genauer studiert. Ich fasse mich kurz: Diese Gratulation kam nicht so gut an.

Wie sehen Sie das? Haben Sie bereits ähnliche Nachrichten erhalten und wie sind Sie damit umgegangen?

Meine Tipps für Ihre Social-Selling-Aktivitäten

1) Bauen Sie eine Beziehung zu Ihren Kontakten indem Sie regelmäßig auf LinkedIn posten und immer den Nutzen für die Leser in den Vordergrund stellen. Wenn diese häufiger freundliche, kluge und vor allem nützliche Tipps zu lesen bekommen, kann und wird Vertrauen entstehen.

2) Versenden Sie möglichst immer persönliche Kontaktanfragen mit einer kurzen Vorstellung. Besuchen Sie vorab immer das Profil der Person und schauen nach einem sinnvollen Grund. Bitte schreiben Sie nicht: „Ich habe gesehen, dass Sie als Coach tätig sind…“ Bei Kontakten 2. Grades haben Sie für den kurze Text 300 Zeichen Platz um sich vorzustellen.

3) Sie müssen nicht jede Kontaktanfrage von fremden Mitgliedern bestätigen. Besser ist es zurückzufragen, warum die Person sich vernetzen möchte. Alternativ kann man unpassende Anfragen auch ignorieren, ohne, dass die Person eine Benachrichtigung erhält.

4) Setzen Sie auf persönliche Empfehlungen. Referenzen auf Ihrer Webseite oder direkt auf LinkedIn können Wunder wirken. Hier habe ich beschrieben, wie Sie um eine Empfehlung bitten können.

5) Geburtstagsgratulationen finde ich gut, allerdings nur, wenn man sich persönlich kennt.. Es ist eine hervorragende Gelegenheit um alte Kontakte aufzufrischen, sich mal wieder in Erinnerung zu bringen. Nicht zum Verkaufen sondern um mit der netten Geste die persönliche Beziehung aufzubauen.

6) Mit freundlichen, klugen und hilfreichen Kommentaren im LinkedIn-Newsfeed können Sie sich als Experte zeigen. Häufig hat man keine Zeit für eigene Beiträge, aber für ein paar spontane Antworten vielleicht schon. Nutzen Sie diese Gelegenheit, wann immer Sie Zeit haben. Sie können auch gezielt nach Hashtags, welche zu Ihrer Branche passen, recherchieren und Beiträge zu diesen Begriffen kommentieren.

Von Aktionen wie bei der oben beschriebenen Gratulation, rate ich ab. Es kann nur funktionieren, wenn man vorher eine persönliche Beziehung zu den Personen aufgebaut hat und versteht, was die Person benötigt. In diesem Fall war das einfach nicht der Fall. Daher, Finger weg davon!

3 Antworten auf „So geht Social Selling nicht“

  1. Ich sehe es wie du. Auch ich hab da einiges erlebt. Von ungefragten Freundschaftsanfragen, nur damit man irgendwas liked bis hin zu seltsamen Emails, bei denen jemand auf Facebook in irgendeiner Gruppe meinte, dass ich doch bestimmt ein Finanzcoaching bräuchte. Social Selling kann funktionieren, wenn es auch nicht meine erste Wahl wäre (und auch nicht meine zweite), aber bitte nur professionell, unaufdringlich und kompetent. Über die Mompreneur Gruppe beispielsweise habe ich tolle Kontakte geknüpft, die zunächst einfach nur hilfreich waren. Sie gaben gute Tipps, bauten Vertrauen auf und am Ende nahm ich auch ihre Dienstleistungen in Anspruch. So funktioniert das und nicht anders.

    1. Hallo Andrea,
      vielen Dank für Deinen wertvollen Kommentar. Genauso sehe ich es auch. An erster Stelle steht das Vertrauen aufzubauen und das geht nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Als nächstes kommt auch Geduld, eine Tugend, welche heute viele nicht mehr haben.
      Ich bin auch hin- und wieder bei den Mompreneurs (MomWorks) und empfinde den Austausch dort auch als sehr hilfreich. Dank dieses Netzwerkes habe ich Kooperationspartnerinnen gefunden, welchen ich wirklich vertrauen kann.
      Viele Grüße, Friederike

    2. Vielen Dank für Deinen Kommentar, Andrea.
      So sehe ich das auch. Vertrauen wird oft wirklich dann aufgebaut, wenn man sich auch im realen Leben begegnet ist, telefoniert hat oder so häufig mit der Person qualitativ hochwertigen Austausch hatte, dass man das Gefühl bekommen hat, sich zu kennen. Es gehört auch eine Portion Geduld dazu, welche viele in der heutigen Zeit nicht mitbringen.
      Viele Grüße,
      Friederike

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