Benötige ich als Selbstständige den LinkedIn Sales Navigator?

Neulich im Kundengespräch mit einer selbstständigen Beraterin erfuhr ich, dass ihr in einer LinkedIn-Beratung der Sales Navigator empfohlen wurde und sie seit einigen Monaten damit arbeitet. In ihrem Fall ist das Netzwerk zwar sehr schnell gewachsen, aber ansonsten war sie mit den Ergebnissen der Aktivitäten nicht wirklich zufrieden.

Warum stehe ich dem Sales Navigator für Selbstständige eher skeptisch gegenüber?

  • Teure Investition mit fraglichem ROI

Mit aktuell rund 100 € pro Monat bzw. 944 Euro im Jahr (je nach Abo) ist der Sales Navigator eine teure Investition und ich bin der Meinung, dass kaum ein Freiberufler die Zeit hat, sich so intensiv mit all den Funktionen zu beschäftigen. Aus eigener Erfahrung kann ich das behaupten, da ich in der Vergangenheit ca. 3 Jahre lang Zugriff auf den Sales Navigator hatte, um Kunden, darin zu schulen.

  • Die Wirksamkeit von InMails ist fraglich

Häufig ist die Antwortquote niedrig, weil viele Nutzer:innen InMails als Spam wahrnehmen. Oder freust Du Dich über Nachrichten auf LinkedIn, die Dir was verkaufen wollen? Aus meiner Sicht kann man mit einem gut optimierten LinkedIn-Profil und einer gut gemachten Content-Strategie viele Kontakte auch ohne InMails erreichen, ohne zu nerven.

  • Der Großteil der LinkedIn-Nutzer sind inaktiv, posten keinen Content. Eine Idee vom Sales Navigator ist es, Leads zu beobachten und über deren Aktivitäten in Kontakt zu treten. Wenn sie aber passiv sind, bringt es keinen Mehrwert. Dieser Punkt ist natürlich branchen-spezifisch recht unterschiedlich.
  • Kein direkter Zugriff auf die Leads im Feed

Anders als bei regulären Verbindungen werden Sales-Navigator-Leads nicht im normalen LinkedIn-Feed angezeigt. Das bedeutet, du musst aktiv in den Navigator reingehen und nachschauen, was Zeit kostet und oft vergessen wird. Was viele gar nicht wissen, beim Aktivieren des Sales Navigators wird ein neuer Tab geöffnet und man arbeitet mit einem extra Interface, welches zwar Ähnlichkeiten mit LinkedIn hat, aber doch auch ganz anders aufgebaut ist.

  • Kein Zugriff auf die Kontakte der Leads. Selbst mit Sales Navigator kannst du nicht direkt die Kontakte deiner Leads einsehen, es sei denn, sie sind mit dir vernetzt. Das schränkt die Möglichkeiten für organische Vernetzung auch noch mal ein.

Viele Filter und Suchfunktionen kann man auch mit der kostenfreien LinkedIn-Mitgliedschaft bzw. mit Premium Business setzen. Zum fast dem halben Preis! Eine gute Content-Strategie kann viele Profilbesucher bringen, so dass man diese anschreiben könnte und um Vernetzung bitten könnte. Das halte ich für viel effektiver als InMail-Nachrichten zu versenden.

Welche Alternative gibt es zum Sales Navigator?

Ich selbst nutze LinkedIn Premium Business, zahle brutto 530,95 Euro/ im Jahr und bin damit sehr zufrieden. Gebe aber zu, aus Zeitgründen schöpfe ich selbst bei dieser Premium-Variante nicht alle Funktionen aus, die mir geboten werden. Genau genommen könnte ich aus LinkedIn noch viel mehr rausholen, wenn ich noch mehr Zeit auf der Plattform verbringen würde. Und das ist genau der Punkt: Für viele Nutzer machen die zusätzlichen Funktionen daher wenig Sinn, weil sie gezielt damit arbeiten müssten.

Welche Funktionen bringt mir Premium Business und wie intensiv nutze ich sie?

  • Uneingeschränkte Personensuche (damit arbeite ich vorrangig in meinen Trainings für Anschauungszwecke. Für mich selbst nutze ich die Suche nur selten).
  • Versenden von InMail-Nachrichten (Kontaktanfrage an Fremde Mitglieder. Davon mache ich so gut wie nie Gebrauch).
  • Surfen im Privatmodus (habe ich inzwischen dauerhaft eingestellt und liebe es. Als Premium-Mitglied sehe ich trotzdem, wer mein LinkedIn-Profil angeschaut hat).
  • Open Profile: Damit erleichtere ich anderen die Kontaktaufnahme. Das ist sinnvoll für mich als selbstständige Unternehmerin.
  • KI-Nachrichten-Entwürfe: Nutze ich nie.
  • Exklusive Gespräche mit anderen Experten und Führungskräften. Soweit ich gesehen habe, ist das eine neue Funktion und nur auf Englisch. Ich habe es bis jetzt noch nicht genutzt.
  • Profilinhalte wie z.B. Empfehlungen in den Bereich „Im Fokus“ einstellen. Nun, das ist ganz praktisch, habe es zeitweilig genutzt, aber es ist aus meiner Sicht auch nicht schlimm, wenn man es nicht nutzt.
  • Präsentation der Serviceleistungen: Das war neu für mich, dass es sich um eine Premium-Funktion handelt. Ja, ich habe den Bereich eingerichtet und finde ihn sehr nützlich.
  • Eigener, angepasster Button: Habe ich eingerichtet und finde ihn als Unternehmerin sehr praktisch. Ich kann z.B. oben im Kopfbereich einen Verlinkung vornehmen über einen blau-umrandeten Button „Termin buchen“, „zum Store“, „Zur Webseite“, „Blog anzeigen“ etc.
  • Verbesserung des Profils mit KI: Das habe ich nie benutzt. Als langjährige LinkedIn-Beraterin mit Fokus auf Profiloptimierung hatte ich dafür noch keinen Bedarf. Für Einsteiger:innen ist es allerdings ganz interessant, was LinkedIn so vorschlägt. Diese Tipps umzusetzen, hilft, ein vollständiges Profil anzulegen.
  • Premium Profil Badge: Finde ich gut, da mein Profil dadurch professioneller wirkt.
  • Abwesenheitsassistenz: Finde ich nützlich, aber nutze es sehr selten. Für manche LinkedIn-Nutzer kann es allerdings interessant sein, um ggf. automatisierte Informationen zu versenden.
  • Komplette Liste der Profilansichten: Finde ich super nützlich. Aber ich gebe zu, ich schaue da nicht ständig rein. Sagen wir so: Nur die 5 wie bei der kostenfreien Version wären zu wenig. Die komplette lange Liste, vor allem, wenn man sehr aktiv ist, kann schnell überfordernd wirken.
  • Unternehmenseinblicke: Ich nutze es nicht. Wäre ich auf Jobsuche könnte es ggf. interessant sein.
  • LinkedIn Learning: Finde ich auch super. Es gibt in der Tat zu allen möglichen Themen, die in der heutigen Berufswelt eine Rolle spielen, ein Video bzw. Kurs. Aber: Ich schaue aus Zeitgründen zu selten rein.
  • KI-Beitragsassistent: Nutze ich nicht.

Für wen kann sich der Sales Navigator dennoch lohnen?

🔹 Für Agenturen oder kleine Teams, die aktiv Akquise betreiben und täglich mit Outbound-Sales arbeiten.
🔹 Für Unternehmen mit hohem „Ticket-Preis“, bei denen ein einziger Neukunde den Sales Navigator refinanziert.
🔹 Personen, die sehr spezifische Zielgruppen ansprechen müssen, die ohne die erweiterten Filter schwer zu finden sind.

=> Hast Du schon mit dem Sales Navigator gearbeitet? Wie ist Deine Meinung dazu?

Fazit: Kommen wir zurück auf den Anfang meines Artikels: Ich habe der Kundin empfohlen, auf eine durchdachte Content-Strategie zu setzen und regelmäßig LinkedIn-Beiträge in verschiedenen Formaten zu veröffentlichen, der für die Zielgruppe geeignet ist. Des Weiteren haben wir über das Potenzial von Kommentaren bei den richtigen Leuten gesprochen, das Anlegen von einer Liste von Leuten, bei welchen man die Glocke aktivieren kann und ich konnte ihr einige Tipps zur Profiloptimierung geben.

All diese Punkte, sind kostenfrei möglich – es braucht also keine teure Sales Navigator-Mitgliedschaft. Wer professionell agieren möchte und einige der oben gelisteten Vorteile haben möchte, sollte sich LinkedIn Premium Business anschauen, welche aus meiner Sicht mehr alles bietet, was man als Unternehmer:in so gebrauchen kann.

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