Interview mit Spreadshirt: Internationalisierung mit „easy first“ Strategie

Spreadshirt I love tshirts

Durch die Global Retail Empire Studie von OC&C Strategy Consulting bin ich u.a. auf die Internationalisierung von Spreadshirt aufmerksam geworden. Das deutsche Unternehmen aus Leipzig stellt ein gutes Beispiel für eine Internationalisierung einer deutschen Online-Plattform dar und ich möchte es hiermit etwas näher vorstellen.

Das Konzept von Spreadshirt ist es, dass jeder seine Ideen auf Kleidung und Accessoires verwirklichen, teilen und verkaufen kann. Somit kann man kreative, witzige Ideen für sich selbst erwerben, diese verschenken oder gar über die Plattform vermarkten und an Dritte verkaufen.

Es handelt sich um ein international aktives Unternehmen, welches 2002 in Leipzig gegründet worden ist und inzwischen über Headquarters in Deutschland und den USA verfügt. Die Produktion erfolgt in Nordamerika, in Deutschland, aber auch in Polen.

Laut des Artikels von OC&C Strategy bekommt Spreadshirt Bestellungen aus 45 Ländern und ist selber in 17 Ländern aktiv, was aufgrund unterschiedlicher Sprachen in manchen Ländern (wie z.B. Belgien und Kanada) 19 verschiedenen Webseiten entspricht. Und gebloggt wird natürlich auch. Hier sieht man, dass es bei Spreadshirt 7 verschiedene internationale Blogs gibt, welche alle auch regelmäßig betreut werden.

In dem Artikel von OC&C Strategy Consultants berichtet CEO, Philip Rooke, dass inzwischen 80% des Umsatzes außerhalb von Deutschland gemacht werden, 40% davon aus den USA. Herr Rooke war so freundlich, mir für ein Interview weitere interessante Einblicke in die Art und Weise, wie Spreadshirt expandiert hat, zu gewähren. Lesen Sie hier das komplette Interview:

Philip Rooke CEO Spreadshirt headshot

1) Sie haben gesagt, dass die Internationalisierung kein einfaches Projekt gewesen ist. Welches war denn Ihre größte Herausforderung?

Bei 17 Märkten und rund 200 Lieferländer sind Steuern, Zölle und Rechtsvorschriften, aber auch 9 Sprachen sowie 7 Währungen durchaus eine Herausforderung. Spreadshirt ist eine E-Commerce-Plattform, die es Organisationen und Privatleuten ermöglicht ihre Ideen auf Kleidung und Accessoires zu verwirklichen und zu vermarkten. Darüber hinaus können sich Kunden weltweit ihre ganz eigenen, individuellen Produkte gestalten. Unsere Cross-Border-Services sind daher nicht mit dem Versand fertiger Produkten aus zentralen Lagern zu vergleichen. Es handelt sich um internationale Transaktionen. Kunden können weltweit selbst gestalten oder in Online-Shops von Spreadshirt-Verkäufern Produkte bestellen. So nutzt z.B. ein schwedischer YouTuber, der Fans in Frankreich und den USA hat, unsere Plattform, um sein Merchandising weltweit anzubieten und mit seinen Anhängern zu interagieren. Um die technische Umsetzung seines Angebotes, die On-Demand-Produktion der Produkte einschließlich Kundenservice und Zahlungsabwicklung kümmert sich zu 100% Spreadshirt. Der YouTuber kann sich auf die Vermarktung sowie darauf, was er am besten kann, Videos produzieren, konzentrieren. Steuer-, Zoll- oder andere komplexe Fragen, die bei Transaktionen über mehrere Landesgrenzen hinweg aufkommen, übernimmt Spreadshirt.

 

2) Spreadshirt gibt es ja mittlerweile 12 Jahre. Wann haben Sie mit der Internationalisierung gestartet?

Spreadshirt hat relativ früh mit der Internationalisierung begonnen. Sie war Teil der ersten Wachstumsstrategie des Unternehmens. Nach einer Expansionswelle in Länder Europas und in die USA wurde die weitere Internationalisierung erstmal ausgesetzt. Ziel war die Etablierung in den jeweiligen Märkten. Das Marktpotential eines jeden einzelnen Landes sollte erschlossen werden, bevor weitere hinzukommen. 2014 startet Spreadshirt eine neue Expansionswelle.

 

3) Viele deutsche Unternehmen starten bei der Expansion erstmal mit den Nachbarländern wie Österreich, Niederlande oder Frankreich. Welches waren die ersten Länder, die Sie beliefert haben?

Bereits 2 Jahre nach der Gründung bot Spreadshirt seine Services auch in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Niederlande, Italien, Schweden und Norwegen an. Des Weiteren wurde 2004 auch das amerikanische Tochterunternehmen Spreadshirt, Inc. gegründet. Im Jahr darauf folgte der polnische Markt.

 

4) Bei so vielen unterschiedlichen Ländern treffen Sie ja auf große kulturelle Unterschiede was sich auch auf das Kaufverhalten auswirkt. Können Sie uns Produkte nennen, welche in Deutschland sehr gerne gekauft werden, in anderen Ländern wiederum kaum gefragt sind?

Das Kaufverhalten unserer Kunden gibt in der Tat Raum für so manche Studie. Faszinierend ist dabei immer wieder, wie aktuell die Themen sind, die auf T-Shirts und anderen Produkten abgebildet werden. An den Motiven lassen sich landes-spezifische Stimmungen und Trends direkt ablesen. Das T-Shirt ist ein Medium! Von Meinungsäußerungen zu Papstbesuchen, Sportereignissen, Wahlen oder der länderspezifischen Vorliebe für Urlaubsziele im Mittelmeer, ist alles dabei.

Wenngleich Berlin dieses Jahr Oslo als T-Shirt-Hauptstadt abgelöst und Luxemburg auf den 2. Platz verwiesen hat, sind es nicht zwangsläufig die Basisprodukte, die den Unterschied machen. Der Anteil an verkauften T-Shirts im Vergleich zu Sporttextilien, Taschen, Smartphone-Hüllen und Babykleidung ist relativ ausgeglichen. Unterschiede gibt es vielmehr bei den Aufdrucken. Während der Deutsche sich jeden T-Shirt-Kauf sehr gut überlegt und dabei nicht nur auf Haltbarkeit des Produktes sondern vor allem die Langlebigkeit der Aussage achtet, ist der Amerikaner viel schneller dabei. Er lebt über T-Shirts gern tagesaktuelle Themen aus und wird Teil einer Bewegung, die womöglich kommende Woche bereits wieder out ist. Die USA ist eine T-Shirt-Nation.

 

5) Was raten Sie kleineren Unternehmen, welche am Anfang der Internationalisierung stehen?

Internationalisierung ist nur eine Wachstumsstrategie für ein Unternehmen. Wenn man sich dafür entscheidet sollten das Geschäftsmodell und die dahinter liegenden Prozesse stabil und skalierbar sein. Herausforderungen und Learnings machen den Expansionsprozess spannend und abwechslungsreich. Eine „easy first“ Strategie ist dabei in meinen Augen für kleine Unternehmen von Vorteil. Dafür ist es wichtig seine Hausaufgaben in Sachen Marktforschung gemacht zu haben: in welchen Märkten stille ich mit meinen Services ein Kundenbedürfnis und welche sind davon meinem Heimatmarkt am ähnlichsten? Aspekte wir Kultur, Sprache und Währung spielen eine große Rolle. Ist die Sprache und Währung bereits im System integriert oder bedarf es nur eines geringen Aufwandes diese einzuführen? Ist man mit den Gepflogenheiten bei der Vermarktung von Produkten vertraut und sind die Hürden überhaupt geschäftlich tätig zu werden, überschaubar? Fragen, die bei einer „easy first“ Strategie wichtig sind und mit ‚ja‘ zu beantworten sein sollten.

 

Ich bedanke mich recht herzlich bei Spreadshirt für das interessante Interview!

 

Fotos: Copyright © Spreadshirt  

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