Was verrät die Kultur-Dimension „Individualismus“ über das richtige Marketing bzw. Web-Design?

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Im Hinblick auf die Gestaltung von Webseiten ist es wichtig, auch die jeweiligen kulturellen Hintergründe im Auge haben. Die Wahrnehmung von Bildern, die Lese-Gewohnheiten sind oftmals so unterschiedlich, dass eine Seite in Westeuropa erfolgreich sein kann und gleichzeitig im asiatischen Raum ignoriert wird, weil die Zielgruppe völlig andere Erwartungen hat.

Schon in den 60- und 70 Jahren hat Geert Hofstede die 5 bzw. 6 Dimensionen der Kulturen analysiert und deren Einfluß auf Unternehmen und deren Führung erläutert. Diese Fakten helfen dabei, sie auch in der modernen Welt für den Aufbau von Webseiten bzw. deren Inhalte anzuwenden.

Bei den 5 Kultur-Dimensionen handelt es sich um Folgende:

  • Akzeptanz von Machtunterschieden
  • Individualismus
  • Geschlechterrollen in der Gesellschaft
  • Umgang der Menschen mit Ungewissheit und deren Risikobereitschaft
  • Lang- bzw. Kurzfristige Berücksichtigung der Konsequenz des eigenen Handelns

Heute möchte ich die 2. Dimension „Individualismus“ (bzw. die Unterschiede einer individualistischen Kultur versus einer kollektivistischen Kultur) näher erläutern und wie sich die Interpretation dieser Kultur-Dimension auf die Gestaltung von Marketing-Materialien bzw. Webseiten auswirken kann.

Allgemeines über die 2. Kultur-Dimension „Individualismus“

So zeigt sich laut der Analyse von Hofstede, dass US-Amerikaner besonders unabhängig bzw. selbständig sind und auch so erzogen werden. Länder, wo Individualismus ganz besonders gelebt wird, sind die USA, UK, Kanada und Italien. Hier steht der Wettbewerbsgeist, die Selbstverwirklichung und ins Arbeitsleben übertragen, die Erfüllung der Aufgaben ganz besonders im Vordergrund.

Schon in der Schule zeigt sich das Verhalten dieser Kulturen: Kinder haben weniger Scheu, ihre Meinung zu vertreten bzw. sie beteiligen sich viel aktiver bei Diskussionsrunden. Im Gegensatz dazu ist der kulturelle Hintergrund in Indonesien, China bzw. Süd-Korea völlig anders: Man orientiert sich mehr an der Gruppe, nimmt sich Vorbilder aus der Familie und wird sich als Einzelner kaum in den Vordergrund rücken. So wurde beobachtet, dass es in japanischen Klassen extrem ruhig ist.

Während meiner Tätigkeit als PR Managerin ist mir noch das unterschiedliche Verhalten bei den Fragerunden im Anschluss an Pressekonferenzen in Erinnerung: In Italien, UK oder auch Frankreich wurden häufiger Fragen von den Journalisten gestellt, als z.B. hier von den deutschen Journalisten.

Wie die Kultur-Dimension für Ihr Land von Hofstede bewertet wird und wie die Kultur-Dimension verglichen mit anderen Kulturen ausschaut, können Sie sehr ausführlich über die Hofstede Centre Webseite herausfinden.

Interpretation der Eigenschaften im Hinblick auf das Marketing und Gestaltung von Webseiten

Je individualistischer eine Kultur ist, desto:

  • direkter sollte die Ansprache der einzelnen Person auf der Webseite sein. Je mehr die Seite personalisiert werden kann, desto besser wird das aufgenommen werden.
  • willkommener sind aller Wahrscheinlichkeit nach individuelle Rabattaktionen.
  • mehr kann die Einzigartigkeit eines Produktes zugeschnitten auf die Individualität der Zielgruppe hervorgehoben werden.
  • mehr kann das Individuum bei der Auswahl der Bilder eine Rolle spielen: Einzelkämpfer, Symbole von Jugendlichkeit und Aktivität kommen besonders gut an.
  • höher ist die Chance, dass persönliche Daten abgefragt werden können. Hier kann eher mit der Bereitschaft, persönliche Daten, herauszugeben, gerechnet werden.

Je kollektivistischer eine Kultur ist, desto:

  • förmlicher sollte die Ansprache auf der Webseite sein. Offiziellere Redewendungen kommen auch gut an.
  • eher bietet es sich an, Diskussionsforen bzw. Chat-Räumen auf der Seite einzurichten.
  • häufiger ist es ratsam, gemeinschaftsfördernde Initiativen zu implementieren.
  • mehr sollte das Zugehörigkeitsgefühl durch nationale Symbole und Flaggen ausgedrückt werden.
  • mehr sollten Bilder verwendet werden, die Symbole für Gruppendynamik, Reife und Erfahrung zeigen.
  • mehr gilt der Tenor, dass man sich tendenziell nicht von der Meinung der Gruppe distanzieren will.
  • geringer wird die Bereitschaft da sein, persönliche Daten preiszugeben.
  • empfehlenswerter ist es, auf Institutionen und Firmen zu verlinken.

Selbstverständlich gehört wie immer noch eine genaue Analyse der Zielgruppe dazu, um sich entgültig für die richtige Gestaltung und Inhalte einer Webseite zu entscheiden. Auch innerhalb von unterschiedlichen Kulturen wird man Abweichungen finden.

 

Foto: Fotolia, Globus-©-AndyEmel 

 

 

 

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